3. Erfahrungsbericht Dental Camp Karachi (22.04 – 28.04.19)

Hallo liebe Freunde und Mitglieder,

mit Abreise von Dr. Kashif Chughtai ist die 3. und letzte Woche des 4. Dental Camps erreicht.

In dieser Woche haben wir die Behandlungszeiten auf 9 – 14 Uhr umgeändert, allerdings sind jeden Tag so viele Patienten gekommen, dass wir es nícht geschafft haben alle in der Zeit zu therapieren.

Zudem war unsere Sicherheit durchgehend durch eine Polizeieskorte, die durch Al Mustafa Trust bereitgestellt wurde, gesichert. Diese hat mich auf dem Weg zum Krankenhaus und nach Hause begleitet und während der Behandlung standen diese vor dem Behandlungsraum. Auch wenn es keinen Anhalt für einen Schutz gab, so wurde dadurch Ordnung und Sicherheit vermittelt.

Es hat sehr viel Spaß gemacht gemeinsam mit Frau Dr. Gulfam Atif zu behandeln und sie zeigte sich sehr erfreut über die Möglichkeit durch das aktuelle sowie die vergangenen Dental Camps ihr Wissen zu erweitern und ihre Behandlungsmethoden zu verbessern. Gemeinsam haben wir diese Woche mit dem 286. Patienten abgeschlossen

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Abb. 1 Rena Cheema und Gulfam Atif

Die Schwierigkeit diese Woche war es den Patienten zu erklären wie wichtig es ist, auf ihre Zähne und ihren Körper zu achten. Leider ist die Analphabetenrate sehr hoch und mit fehlender Bildung kommt auch ein fehlendes Bewusstsein für die eigene Gesundheit einher. Daher ist, neben der medizinischen Versorgung, eines unserer großen Aufgaben vor Ort Aufklärungsarbeit zu leisten.

In vielen Regionen Pakistans gibt es keine allgemeine Schul- oder Bildungspflicht. (Laut Zahlen des Bildungsministeriums gingen Anfang 2017 22,6 Millionen Kinder in keine Schule.) Ein Grund für die geringe Bildungsrate sind sicherlich fehlende finanzielle Mittel der Eltern, weshalb die Kinder eher zum Arbeiten als in die Schule geschickt werden. So haben wir einen 14-jährigen Jungen angetroffen, der bereits für den Lebensunterhalt seiner jüngeren Geschwister arbeiten gehen musste. Allerdings ist ein weiteres Problem auch, dass es Mädchen oft in nicht gebildeten Familien vom Familienoberhaupt verwehrt wird in die Schule zu gehen. Die Gründe sind leider oftmals sehr unzureichend und nicht nachvollziehbar. So sei es üblich, dass Mädchen zu Hause bleiben, weil es Gewohnheit ist oder aber auch aus Angst, dass sie von zu Hause weglaufen könnten. So entsteht ein Teufelskreislauf, aus dem es fast unmöglich scheint, auszubrechen. Gerade in diesen Familien haben wir unzureichende Mundhygienezustände gesehen. Wir haben versucht intensives Mundhygienetraining mit diesen Patienten durchzuführen, auch mit der Hoffnung, dass sie das neu erlernte Wissen an ihre Familien weitergeben und sich die Zustände verbessern.

Fazit: Unzureichende medizinische Versorgung, fehlende Bildung und schlechte zahnmedizinische Zustände sind einige der Probleme mit denen wir es täglich im Camp zu tun hatten. Es hat mich sehr gefreut, dass wir mit unserer Arbeit vielen Menschen helfen konnten. Die Hilfe von außen ist dringend nötig, um eine Grundlage für eine gute zahnmedizinische Betreuung der Patienten zu ermöglichen. Darüberhinaus sind Prophylaxe und Aufklärungsarbeit neben der eigentlichen Behandlung eine wesentliche Aufgabe von uns.

Abb. 2 Gruppenbild mit einigen der Kinder und Angestellten

Mit freundlichen Grüssen,

eure Rena Cheema

2. Erfahrungsbericht Dental Camp Karachi (15.04 – 21.04.19)

Liebe Mitglieder und Freunde,

nach einem erholsamen Wochenende mit einem Strandausflug zum French Beach, ca. 2 Fahrtstunden westlich von Karachi, startete die Woche wieder mit einem mehr als vollem Wartezimmer und einigen schwierigen Fällen.

Abb. 1 Ausflug nach French Beach

So z.B. der Fall einer 16-jährigen Patienten mit einem Tumor in der Mundhöhle, die seit Monaten von einem Krankenhaus zum anderen geschickt wurde, ohne dass eine adäquate Diagnosefindung erfolgt ist, ganz abgesehen von einem Therapieversuch.

Abb. 2 Patientin mit Oberkiefertumor

(Stand 13.05.19: Die Patientin wird zunächst an der Nebenschilddrüse operiert, wo ein Tumor entdeckt wurde)

Die medizinische Versorgung in Pakistan ist mehr als unzureichend und oftmals fehlen standardisierte Behandlungsabläufe, was zu einer mangelhaften Betreuung der Patienten führt

Abb. 3 Patient mit Druckgeschwür von Prothese
Abb. 4 Prothese des Patienten aus Abb. 2

Im Bereich der Zahnmedizin ist ein großes Problem, dass sich gerade in den ärmeren Bevölkerungsschichten die Patienten von unqualifizierten Straßenzahnärzten behandeln lassen. Die Behandlung ist billig, aber teilweise unter katastrophalen hygienischen Bedingungen. 

Uns blieb häufig nichts anderes übrig als dort „therapierte“ Zähne zu extrahieren. 

Abb. 5 kürzlich überkronter Zahn nach Extraktion

Diese Woche hat die Zahnärztin Dr. Madiha Fahad aus dem Al Mustafa Trust Medical Centre Mahmoodabad bei uns in Medical Center Clifton hospitiert und wir haben ihr unsere Standards bei den Behandlungsabläufen gezeigt.

Abb. 6 Dr. Kashif Chughtai (vorne) und Dr. Madiha Fahad

Am Samstag haben wir die “Shirin Jinnah Govt. School” in der Nähe des Clifton Medical Centers besucht, eine staatliche Schule, auf der Kinder aus den sozial schwachen Schichten die Möglichkeit auf etwas Bildung haben.

Unser Ziel war es ein Mundhygienetraining mit den Kindern durchzuführen und über die Wichtigkeit einer guten Ernährung aufzuklären. Dazu sind wir in die Klassen gegangen, haben aus Deutschland mitgebrachte Zahnbürsten und Zahnpasta an die Kinder verteilt und gemeinsam das Zähneputzen geübt, was bei Vielen alles andere als selbstverständlich zum Alltag dazugehört. Viele Kinder haben zum ersten Mal eine Zahnbürste in ihrer Hand gehalten und erfahren wie man diese richtig verwendet.

Insgesamt war es ein sehr erfolgreicher Tag in der Schule und die Kinder haben motiviert mitgearbeitet.

Abb. 7 Schüler der Shirin Jinnah Government School

Die Woche ging zu Ende mit dem 220. erfolgreich behandelten Patienten. Für Dr. Kashif Chughtai war es ebenso die letzte Woche des Dental Camps und am Montag Morgen hat er die Heimreise nach Deutschland angetreten.

Abb. 8 Bilder des Teams von WE.care und Al Mustafa Trust beim Abschlussdinner

Viele Grüße aus Karachi,

eure Rena Cheema

1. Erfahrungsbericht Dental Camp 06.04 – 12.04.19

Liebe Mitglieder und Freunde,

die erste Woche des 4. Dental Camps in Karatschi geht erfolgreich mit dem 100. Patienten zu Ende.

Mein Name ist Rena Cheema, ich habe im Januar 2019 mein Zahnmedizinstudium in München beendet und nach einem 6 wöchigen Einsatz für das zahnärztliche Hilfsprojekt in Brasilien e.V., ging es für mich voller Vorfreude zum ersten Mal zu einem Dental Camp nach Karachi / Pakistan als Unterstützung für Dr. Kashif Chughtai.

Abb. 1 Rena Cheema, Zahnärztin

Die Behandlungen fanden im Al Mustafa Trust Medical Center in Clifton statt mit der dortigen Zahnärztin Dr. Gulfam Atif und dem Zahnarzthelfer Ejaaz Mohammed, wo wir von Mo – Fr von 9:30 Uhr bis 17.30 Uhr arbeiteten. 

Behandelt werden vor allem Patienten aus dem umliegenden Armenviertel Shiri Jinnah Colony, aber teilweise haben die Menschen auch einen stundenlangen Anreiseweg auf sich genommen. Die Kommunikation mit den Patienten findet vorwiegend auf Urdu statt, wir haben allerdings auch viele Paschto-sprachige Patienten (aus der Grenze zu Afghanistan stammend).

Abb. 2 Behandlungsraum

Nach einer herzlichen Aufnahme durch die Familie Chughtai startete das Dental Camp am Samstag, den 06.04.2019 mit einem Kids day bei dem wir zahlreiche Kinder im Alter von 4 – 18 Jahren behandelt haben und eine Gruppenprophylaxe umgesetzt haben. 

Auch an den anderen Behandlungstagen haben wir einen großen Fokus auf das Mundhygienetraining gelegt; als Spende mitgebrachte Zahnbürsten und Zahnpasten verteilt, da die meisten Patienten nicht wissen wie und wann man gute Mundpflege betreibt oder schlichtweg das Geld für Mundpflegeartikel fehlt. Das Resultat sind teilweise katastrophale Zahnzustände, die mich sehr schockiert haben. 

Abb. 3. durch Karies zerstörte Zähne

Vorgefunden haben wir nicht nur bei Erwachsenen multiple komplett zerstörte Zähne, sondern auch unsere Patienten im Kindesalter hatten häufig vollkommen destruierte Milch- und bleibende Zähne, wo als letzte Hilfe nur noch die Extraktion blieb.

Abgesehen von der Tatsache, dass sich viele Patienten keinen Zahnarzt leisten können, suchen viele einen Zahnarzt erst auf, wenn sie bereits sehr starke Schmerzen haben. Davor wird versucht die Schmerzen mit starken Schmerzmitteln und Antibiotika selbst zu therapieren. (Antibiotika sind in Pakistan frei verkäuflich!)

Abb. 4 Kind mit Süssigkeiten, die es wie selbstverständlich mitbringt

In dieser Woche reichte unser Behandlungsspektrum von Füllungen an Milch- und bleibenden Zähnen, Wurzelkanalbehandlungen bis chirurgische Zahnextraktionen. Als frisch approbierte Zahnärztin hatte ich die Möglichkeit, in so kurzer Zeit schon sehr viele interessante und schwierige Fälle kennenzulernen und zu behandeln.

Dr. Kashif Chughtai ist sehr bemüht das Team fachlich auf einen guten Stand zu bringen und bei den Behandlungen deutsche Standards zu implementieren. So finden Wurzelkanalbehandlungen ausnahmslos unter Kofferdam in aseptischen Bedingungen statt und auf Hygiene und vernünftige Karteikartenführung wird sehr großen Wert gelegt. 

Abb. 5 Team Training

In der Mittagspause wurde von WE.care e.V. auch täglich Essen (frisch zubereitetes Biryani [Reisgericht mit Hähnchen]) an bedürftige Patienten verteilt.

Abb. 6 Patienten beim Essen

Nach diesen anstrengenden, aber erfolgreichen Tagen freue ich mich bereits auf die bevorstehende Woche.

Liebe Grüße aus Karachi,

eure Rena Cheema



Vorbereitungen zur Abreise zum 4. Dental Camp Pakistan

Liebe Mitglieder, Freunde und Interessierte!

Am 04. April geht es wieder nach Karachi. Wir in in den letzten Vorbereitungen für das bevorstehende Camp. Sehr erfreulich ist, dass ich diesmal von einer zahnärztlichen Kollegin begleitet werde. Rena Cheema hat ihre Wurzeln, so wie ich auch, in Pakistan. Daher spricht sie Urdu und kann sich entsprechend mit den Patienten verständigen.

Wir haben erfreulicherweise viele Sachspenden im Vorfeld der Reise sammeln können. Diese werden vor Ort von hohem Nutzen sein. Auf diesem Weg möchte ich auch den Sponsoren danken, die uns bei unseren Einsätzen immer unterstützen. Allen voran Gerl und Refit, aber auch Humblesmile.

Leider wurde uns am heutigen Tag mitgeteilt, dass der B Class Autoclav, auf den wir so lange gewartet haben, beim Verpacken für die Reise beschädigt wurde. Daher werden wir ohne dieses wertvolle Gerät abreisen. Das gute daran ist, dass wir andere Hilfsmaterialen anstatt werden mitnehmen können.

Auch dieses Mal habe ich geplant euch über unseren Youtube Channel und unsere Facebook Seite zu informieren.

Mit freudlichen Grüssen,

euer Dr. Kashif Chughtai